Dienstag, 5. Juni 2012

600km Brevet in Osterdorf

Am 2./3. Juni fand in Osterdorf / Nordbayern ein Brevet über 600km statt. Ferdinand und ich reisten bereits am Freitag an. Den Brevet wollten wir auf zwei Tage aufteilen und hatten bei km 370 (Waakirchen) ein Zimmer gebucht, wo wir frische Radwäsche, Verpflegung und Zahnbürstln deponierten. Dabei nahmen wir die Gelegenheit wahr, einen Teil der Strecke (von Prien am Chiemsee bis Bad Tölz) zu besichtigen. Abends am Startort genehmigten wir uns ein Bier und fuhren mit ein paar Randonneurskollegen zum Abendessen nach Pappenheim.

Tag 1

Vom Start weg ging es - anders als in Österreich - gemütlich zur Sache. In Bayern überwiegt der Randonneursgedanke: das Bewältigen der Distanz zählt, während die Fahrzeit Nebensache ist. Auch die schnelle Gruppe, bestehend aus einer Hand voll Fahrern, breschte nicht von Beginn an los, sondern steigerte die Geschwindigkeit sukzessive. Bis zur ersten Kontrollstelle konnte ich ganz gut folgen, obwohl ich keine guten Beine hatte. 
Auf dem Weg zur Kontrollstelle 2 ließ ich schließlich nach 175 km abreißen, musste - ich habe kein Navi am Fahrrad - nach der Streckenbeschreibung in Papierform fahren (mehrere A4 - Zettel, die wichtigen Informationen auf drei Spalten verteilt, beim Fahren unangenehm zu lesen: da lob ich mir die folierten Beschreibungen im Trikottaschenformat der österreichischen Brevets!) und verpasste auf den nächsten 10km prompt zweimal eine Abzweigung. Deshalb beschloss ich, an der Kontrollstelle auf die nächsten Fahrer zu warten. Diese wollten aber erst einmal zu McDonald's, sodass ich insgesamt eine dreiviertel Stunde pausierte hatte, bevor wir uns wieder auf den Weg machten. 
Das Tempo war mir dann eher zu langsam, dafür hatte ich die Sicherheit der GPS-Navigation. Bei Kontrollstelle 3 verlor ich meine Begleiter irgendwo zwischen der Stempelstelle und der McDonald's - Filiale, fuhr eine zeitlang mit einem anderen Teilnehmer und schließlich allein Richtung Chiemsee. Die Navigation war in diesem Abschnitt vergleichsweise einfach, weil die Strecke nicht ständig in irgendwelche kleinen Straßen abzweigte. Die vierte Kontrolle (frei wählbar) erledigte ich in Prien am Chiemsee im "Alten Pfarrhof", wo ich mir auch gleich eine Portion Käsespätzle zum Abendessen genehmigte. Später kehrte auch Ferdinand dort ein. Zufall!
Allein ging es weiter auf der bereits bekannten Strecke in den Sonnenuntergang. Etliche Höhenmeter bis zur Schlafstelle und vor allem ein langer, steiler Anstieg des Hundshammer Berges standen bevor. War der ganze Tag eher mühsam gewesen, fühlte ich mich mit einem mal richtig gut - es rollte einfach. Ich holte eine größere Gruppe ein, die während meiner Pause am Chiemsee an mir vorbeigefahren war, und ließ sie am nächsten Anstieg stehen. Ich traf auf Jörg, der mit seinem Fixie(!) unterwegs war und fuhr mit ihm gemeinsam weiter. Die nächtlichen Kilometer flogen nur so vorbei (gefühlsmäßig), und in Waakirchen wäre ich am Liebsten weitergefahren.


Tag 2

Abfahrt noch vor fünf Uhr am Morgen. Noch ist das Wetter schön, im Laufe des Tages soll es umschlagen und zu regnen beginnen. Ich bleibe bei Ferdinand, dem es ganz offensichtlich nicht gut geht - wie schon am Vortag. Es geht über Tölz an den Starnberger See und weiter durch die Pampa Richtung Augsburg. Um 10:15 erreicht uns der Regen - wir hatten gehofft, dass es länger trocken bleibt. Dennoch haben wir Glück und müssen nicht sehr lange bei starkem Regen fahren. Danach kommt sogar die Sonne wieder heraus, es wird richtig warm und wir trocknen. Zudem macht der Präsident wieder einen besseren Eindruck, im flachen Terrain kamen wir ganz gut voran.
Auf den letzten 40 km wartete ein Hügel nach dem anderen, und ab km 600 (also dort, wo ein 600km Brevet üblicherweise endet) kamen noch zwei richtige Hämmer, die kilometerlang im zweistelligen Prozentbereich bergauf führten. Nach offiziell 617 km und 32:30h Reisezeit erreichten Ferdinand und ich gemeinsam das Ziel.

Als wir uns auf den Heimweg machten, wurde das Wetter endgültig schlecht. Pech für die vielen FahrerInnen, die zu dem Zeitpunkt noch draußen waren. Und für uns dauerte die Heimreise länger als geplant.


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