Samstag, 25. August 2012

Weiche Knie

Weil's Zeit wurde und überhaupt, ist der heutige Tag im Kalender rot angekreuzt. Natürlich bastelt man an Auswegen/Ausreden. Zum Beispiel, dass es ja regnen könnte. Und ach ja, das Rad muss erst mal in die Werkstatt. Und überhaupt, ...

... den ganzen Tag vergeblich auf Regen gewartet, das alte Bike ausgemottet, bis zum spätest möglichen Zeitpunkt gewartet. Erste MTB-Ausfahrt seit meiner Verletzung. Ziel: Pfenningberg und eben die Abfahrt, auf der es passiert ist. Auf der Anfahrt und im Anstieg fühle ich mich nicht anders als auf einer lockeren Trainingsfahrt, aber das ändert sich, als ich über die Kuppe komme und in den Hohlweg einfahre. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, zu viel Gewicht auf den Armen, dafür mit weichen Kniern, insgesamt verkrampft und ständig versucht, die Bremse schleifen zu lassen,  kämpfe ich mich hinunter. Interessant zu sehen, wie weit ausserhalb seiner Komfortzone man sein kann, obwohl man eine nicht eigentlich schwierige Passage recht langsam befährt. Schätze, ich sollte mir diesbezüglich eine Desensiblisierungsstrategie zurechtlegen.

Montag, 20. August 2012

Race Around Austria

Die letzten paar Tage habe ich in St. Georgen im Attergau verbracht, dem heurigen Start- und Zielort des Race Around Austria, in dessen Rahmenprogramm zwei Brevets über 300km am Samstag und 200km am Sonntag stattgefunden haben. Nebenbei hab ich natürlich vor allem mit jenen RAA-Teilnehmern mitgefiebert, welche die Haider Brevets im Frühjahr als Trainingseinheiten nutzen.

Nach meiner Verletzung vor zwei Monaten war mein Ziel, einen der RAA-Brevets zu beenden. Meine Form war zuletzt noch nicht so besonders, also wollte ich über die 200km antreten. Am Freitag unternahm ich noch eine Ausfahrt, um mir den Pass Gschütt anzusehen, den ich noch nicht kannte. Mit dem Heimweg über die Postalm kamen gute 160km zusammen, und ich hatte wieder Spaß am Radfahren. In einem Anfall von Optimismus (oder Wahnsinn?) entschied ich mich am Abend, doch am Samstag zu starten.
Über ein paar steile Hügeln ging es von St. Georgen aus über Oberndorf am Inn nach Bayern, wo Ferdl die erste Kontrollstelle organisierte. 24h-Crack Christian Gammer setzte sich bald darauf ab, und wurde für die verbleibenden 3/4 der Distanz nimmermehr gesehen. Bis zur Kontrollstelle 2 am Pillersee war ich mit Randonneurskollegen Josef Pflügl und dem Linzer Steppenwolf-Tandem unterwegs, es ging bei bestem Wetter und landschaftlich reizvoll von Laufen über Ruhpolding nach Reit im Winkl und bei Kössen zurück nach Österreich. Am Pillersee pausierten Josef und ich ca. eine Minute länger als das Tandem, auch die beiden haben wir dann erst im Ziel wieder gesehen.
Von St. Ulrich über Hochfilzen nach Saalfelden fuhr ich eher locker, denn ab da wartete mit dem etwa 14km langen Anstieg zum Filzensattel ein echter Hammer. Zieht sich die Straße zuerst lange und eher flach bis nach Hinterthal, stellt sich am Talschluss die Straße auf und steigt für die letzten 3km meist deutlich im zweistelligen Prozentbereich. Der obere Teil des Dientener Sattels, der nach einer rasanten Zwischenabfahrt folgte, kam mir mit 8 bis 10% beinahe flach vor. Mit 1370m Seehöhe war schließlich das Dach der Runde erreicht, die folgende Abfahrt nach Bischofshofen verging wie im Flug, auch wenn Spitzengeschwindigkeiten von über 80km/h ein flaues Gefühl in der Magengegend erzeugen - das bin ich nicht mehr gewohnt, und der Sturz sitzt dann doch noch im Hinterkopf. 
Im Salzachtal bis Hallein herrschte stetiger Gegenwind, mit zwei "Tankstopps" waren wir wieder gemütlich unterwegs. Als lästige Steigung erwies sich das Wiestal, aber das lag wohl an der einsetzenden Müdigkeit (auch landschaftlich soll es schön sein: auch dafür hatte ich kein Auge mehr), dafür war das letzte Stück zurück über Mondsee fast ein Heimspiel, weil von etlichen Brevets bekannt. Kurz nach acht waren wir zurück in St. Georgen.

Den 200er hab ich dann ausgelassen, dafür den Zieleinlauf des RAA angesehen. Extrem spannend, nachdem die letzte Nacht für einen Umsturz im Klassement gebracht hatte. Eduard Fuchs blieb unter vier Tagen Fahrzeit, Simon Ruff (Platz 2) und Hans Eisenbraun (Platz 3) unter 100h. Thomas Stindl kam heute morgen als 8. ins Ziel (4 Tage 20 Stunden 15 Minuten). Leider ausgeschieden sind David Misch und Christian Burtscher.

Freitag, 17. August 2012

1000km Brevet - Teil 2

Tag 1 des Tausenders endete für die meisten Teilnehmer am Campingplatz campanula in Kolbnitz. Einige wenige Teilnehmer fuhren weiter in die Nacht um später (Tom Stindl) oder gar nicht (David Misch, Peter Six, Fredl Buchegger, ...) zu schlafen. Allerdings war die Nacht stürmisch, und es setzte starker Regen ein, der auch Tag 2 bestimmen sollte.

Aus Betreuersicht war der zweite Tag einfach: 
Ab halb vier auf den Beinen, Frühstück für die Abreisenden organisieren, Kontrollstellen am Weg anfahren (und Rechnungen begleichen: für Fahrer, die während der Sperrstunde vorbeikommen, sind bei manchen Gasthäusern Getränke und Nahrung hinterlegt, natürlich wird der Betrag im Ziel fällig :-) ), dann Gepäckstransport nach Kaindorf bei Hartberg (ca. km 680), Kontrollstelle war hier das Gasthaus Steirerrast, Schlafstelle im Kulturhaus auf Liegen aus dem Wellnessbereich der Steirerrast - danke an den Wirt Karl dafür und für die ausgezeichnete Verpflegung für die Fahrer, danke auch an die local guides, welche die Teilnehmer zum Kulturhaus brachten. Ich hatte Zeit für eine Dusche und ein kurzes Schläfchen, bevor das Gros der Teilnehmer zu empfangen war - beachtlich, dass zu diesem Zeitpunkt David Misch bereits im Ziel in Haid war, seine Fahrzeit betrug 40:04h. 
Die letzten beiden Fahrer trudelten nach Mitternacht ein, und ich kam erst nach halb zwei ins Bett.

Aus Sicht der Fahrer war Tag 2 bescheiden. Ich hätte nicht unterwegs sein wollen: den ganzen Tag lang heftiger Regen bei kühle Temperaturen (vor allem, wenn man völlig durchnässt die Soboth hinunter muss ...), erst gegen abend wurde das Wetter wieder besser. Umso schöner finde ich, dass es an diesem Tag keine Aufgaben gab.

Am dritten Tag war das Wetter deutlich besser, wenn es auch in der Gegend um Ochsattel, Gscheid und Mariazell wohl fast immer wieder mal regnet, wie erfahrene Randonneure von etlichen anderen Brevets wissen. Dafür führte der Brevet ab der Kalten Kuchl bis auf einen Abschneider im Ennstal über eine Route, die vielen bereits vom 600er bekannt war. Aus Betreuersicht gab es nicht allzuviel zu tun: Nach dem Fahrerfrühstück ein bisschen Ordung manchen in der Halle, sollte ja nicht alles an Karl hängen bleiben), Kontrollstellen besuchen und Gepäcktransport zurück an den Startort. Für die einzige Überraschung war ein Fuchs, der im Salzatal vor unseren Bus sprang. Und stehen blieb. Und uns ziemlich lange anstarrte. Und schließlich weitertrottete.
Leider brachte dieser Tag auch eine weitere Aufgabe. Alex musste ca. 100km vor dem Ziel vom Rad: das tut mir sehr leid, aber es gibt wichtigeres als Radfahren und die Gesundheit geht vor!

Im Ziel unterstützte ich Edith beim Empfang der Finisher: Urkunde, Finisher-Pokal, Foto, Spaghetti ... wobei ich auf die letzten bis 5Uhr am Montag morgen wartete.

Mein Fazit:
Das Betreuen ist mindestens so anstrengend wie das Radfahren. Die langen Strecken im Auto ermüden, man schläft in den Nächten nicht besonders lange, muss immer wieder mal improvisieren, telefonieren, fotografieren, Fragen beantworten, freundlich sein, die selben Fragen nochmal beantworten, dabei Zeitpläne im Auge behalten, etc. Hochachtung vor Edith und anderen freiwilligen Helfern, die diesen Job im Hintergrund erledigen.
Dass es bei denkbar schwierigen Witterungsbedingungen auf einer denkbar schwierigen Strecke bei 23 Startern nur drei DNFs gab, freut mich sehr - Gratulation an alle Finisher, ich war trotz Verletzung gern Teil dieser Veranstaltung.